Jetzt ist es schriftlich: am BER herrscht Inkompetenz

Der Flughafen ist äußerlich schon lange fertig – so seit circa Mitte 2012. Doch Flugzeuge werden wohl erst frühestens(!) Ende 2016 am BER andocken. Die Probleme für die Verzögerung sind vielfältig und mittlerweile auch derart oft miteinander vermischt, dass keiner mehr den wahren Durchblick hat. Die einen sagen, es liegt an der Entrauchungsanlage, die anderen nennen Planänderungen während der Bauphase als Grund. Kritik darf man keine üben; dies wird meist mit sofortiger Kündigung quittiert.

Als erster musste Rainer Schwarz gehen, weil er als ehemaliger Sprecher der Geschäftsführung den Aufsichtsrat zu spät über Bauverzögerungen informiert hatte. Schwarz gilt eigentlich als Fachmann, schließlich war er zuvor auf anderen großen Flughäfen als Geschäftsführer tätig. Hat er selber das Unheil nicht sehen können oder wollen?
Der nächste im Bunde ist Horst Amann. Ebenfalls ein Mann des Fachs; zuletzt tätig am Flughafen Frankfurt-Main. Amann galt als Hoffnungsträger und war als Technikchef eingestellt worden. Diesem wollte er dadurch gerecht werden, die chaotische Baustelle möglichst kontrolliert wieder in die Spur zu bringen. Dies passte jedoch nicht in das Sprint-System vom Hartmut Mehdorn, seinesgleichen neuer Chef des BER. Mehdorn wollte mit dem Sprint-Programm bestimmte Prozesse abkürzen oder ganz auslassen. Es kam zum internen Eklat zwischen Amann und Mehdorn.

Vor einigen Tagen hat es nun auch Harald Siegle erwischt. Er war Leiters des Immobilienbereichs der Flughafengesellschaft. Siegle hatte es gewagt, einen Brandbrief an den Aufsichtsrat und die Geschäftsführung zu schrieben. Entlassen! Kritische Stimmen sind im Konglomerat Mehdorn-Wowereit nicht erwünscht. Apropos Klaus Wowereit: die kompetenteste Person überhaupt in diesem Klüngel behält weiterhin sein Mandat im Aufsichtsrat.

Herr Siegle nennt konkrete Punkte für die Verzögerungen. So gab es keine Erweiterungsplanungen für die weiteren Zusatzbauten. Auch Kabeltrassen wurden falsch gewählt. Die Entrauchungsanlage von Siemens ist ein komplett eigenes Kapitel für sich. Das Sprint-Programm von Hartmut Mehdorn verschärft wohl noch zusätzlich das Chaos auf der Baustelle. Die Projektleitung sei zudem von Personen besetzt, welchen durchweg langjährige Kompetenz in Großprojekten fehlen würde. Und dann ist da noch die schlechte Unternehmenskultur, welche geprägt ist von Beratungsresistenz, Hierarchisierung, Resignation und Kritiklosigkeit.

Der Hinweis auf die miese Unternehmenskultur bringt es meiner Meinung nach am besten auf den Punkt. In einem Betrieb wo die Beratungsresistenz von der Decke trieft und die Resignation bis in die Öffentlichkeit zu spüren ist, ist jegliche kompetente Lösung zum Scheitern verurteilt. Statt an einem gemeinsamen Strang zu ziehen, verfolgen die Projektbeteiligten nur den Schutz der eigenen weißen Weste.

Hier sind drei Vorschläge, um dem Projekt noch halbwegs etwas Gewinnbringendes abzubringen.
Vorschlag 1: Der gesamte Flughafen wird höchstbietend an einen chineschischen Investor verkauft. Damit könnte man eine perfekte Win-Win-Situation erzielen. Zum einen würde es Geld in die maroden Landeskassen spülen. Zum anderen wäre der Flughafen bis Ende des Jahres betriebsbereit.
Vorschlag 2: Bis zur Eröffnung wird das Gebäude als Drehort für Film und Fernsehen vermietet. Regisseure lieben moderene Bauten die auch noch unbenutzt wirken.
Vorschlag 3: Die gesamte politische Mischpoke wird ans Tor des Flughafens gekettet. Den Schlüssel gibt es erst am Tag der Eröffnung zurück.

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