Die Bundestagsfraktion „Die Grünen“ hat die Haltbarkeit und Langlebigkeit von technischen Geräten untersuchen lassen. Unter dem Titel „Geplante Obsoleszenz“ (PDF, 2.5 MB) wurden unterschiedliche Aspekte untersucht. Die Entstehungsursachen, die Schadensfolgen sowie nötige Handlungsmaßnahmen. Die geplante oder tolerierte Obsoleszenz findet man so gut wie bei allen Konsumgütern. Vom Bügeleisen angefangen bis zum Tintendrucker. In den allermeisten Fällen denkt der Verbraucher, dass das technische Ableben irgend einem Allgemeinprinzip folgen würde.
Doch die Kurzlebigkeit von Produkten beschränkt sich nicht ausschließlich auf technische Geräte. Schuhe sind minderwertig verklebt; Plastiksohlen rubbeln sich nach wenigen gelaufenen Kilometern ab. T-Shirts und Hosen sind nicht selten äußerst primitiv vernäht. Trennt sich dann ein Faden vom Stoff, wird heutzutage kaum mehr ein Rettungsversuch mit Nadel und Faden unternommen, sondern das Kleidungsstück landet in der Kleidertonne. Auch günstige Feuerzeuge gehen oft schon vor dem Ende ihrer Füllmenge kaputt.
Angefangen hat alles mit einer Glühbirne so um 1924. Bekannt unter dem Begriff „Phoebuskartell“ wollten die Firmen Osram, Philips und General Electric ihren Umsatz an Leuchtmitteln steigern. Zuvor produzierte Glühbirnen hielten circa 10.000 Stunden und länger. In der stillen Vereinbarung einigte man sich auf eine maximale Lebensdauer von 5.000 Stunden. Heutige Glühlampen, sofern man wegen der EU-Vorgabe überhaupt noch welche bekommt, gehen im Schnitt nach 2.000 Stunden kaputt. Die Hersteller begründen dies mit einem Kompromiss aus Lebensdauer und Lichtausbeute. Und der Verbraucher glaubts.
Wir sind zum Dauerkonsum erzogen worden
Kaufen, Kaufen, Kaufen. Dies ist die globale Devise seit der Industrialisierung. Günstige und jederzeit verfügbare Produkte sollen Wohlstand schaffen. Was in der Nachkriegszeit noch als Wunderformel galt, entpuppt sich immer mehr als ökologischer wie ökonomischer Bumerang. Selbst deutsche Qualitätsfirmen sind gespalten zwischen teurem Markenprodukt und kurzlebigen Billiggerät. Kann eine Firma mit teuren Produkten und längerer Lebenszeit überleben? Sie kann. Doch der Verbraucher möchte lieber gut und günstig.
Das Thema Langlebigkeit spielt in der heutigen Konsumwelt nur noch eine untergeordnete Rolle. Oft sind wir gar nicht traurig darüber, dass die Geräte oder Kleidungsstücke so kurzlebig sind. Bei einem Mobiltelefon sagen die meisten Kunden: „Austauschbarer Akku? Wozu!? Nach zwei Jahren gibt es eh ein neues Smartphone.“ Bei Klamotten ist der Produktzyklus noch kürzer. Die Kleidungsindustrie legt mit wechselnden Schnitten und Farben alles daran, dass wir permanent neue Kleidung kaufen „müssen“. Und die teilweise miserable Qualität tut ihr übriges bei der Notwendigkeit einer Neuanschaffung.
Mittlerweile hat auch das Verbraucherministerium eine Studie in Auftrag gegeben. Gibt es politische Notwendigkeiten für industrielle Auflagen? Die Grünen plädieren bereits seit Jahren für ein Handypfand von mindestens 20 Euro. Doch lässt sich dies im globalen Umfeld durchsetzen? Und ändert dies etwas am Kaufverhalten? Der Bundestag sah schon mal keine Notwendigkeit an einer Verordnung.
Und so bleibt vorerst alles beim üblichen Spiel: der Konsument kauft lieber günstig und dafür eventuell in zwei Jahren wieder neu. Das gibt das gute Gefühl, immer das neuste Gerät zu besitzen. Außerdem wird damit auch die latente Kaufsucht befriedigt. Die Industrie freut sich über steigende Umsätze und selbst die Abfall- und Verwertungsindustrie ist begeistert über die riesigen Müllberge.