Ein Skandal mit Ansage: Olivenöl panschen ist legal

Nimmt man Sonnenblumenöl, Rapsöl oder Olivenöl, ist nicht nur eine Frage des Geschmacks. Es herrscht der verbreitete Irrtum, dass OIivenöle gesünder sein sollen als all die anderen Speiseöle. Wer sein Öl im Supermarkt kauft, also bekannte Markenware, sollte nun aufmerksam weiter lesen.

Es geht um Betrug am Verbraucher, um Täuschung und um ganz viel Macht im Geschäft mit der Olive.

Machen wir zuerst einen Ausflug in die Rechtslage. Es geht um die Verordnung der Europäischen Gemeinschaft mit der Nr. 865/2004 des Rates vom 29. April 2004 über die gemeinsame Marktorganisation für Olivenöl und Tafeloliven und zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 827/68. Klingt  kompliziert, regelt aber ganz genau, was unter anderem ein Natives Olivenöl Extra sein darf. Das fatale an dieser Bestimmung ist jedoch, dass es mitnichten um die Qualität geht sondern primär um die erlaubten Verarbeitungsschritte.

Per Olivenöl-Verordnung ist es zugelassen, verschiedene Olivenöle miteinander zu vermischen. Solange der Fettsäuregehalt von maximal 0,8 g je 100 g eingehalten wird, spricht nichts gegen einen offiziellen Betrug. Die Industrie beziehungsweise deren Lobbyisten haben die EU-Verordnung 865/2004 auf den Weg gebracht, um Schwankungen und Ausfälle in der Ernte kaschieren zu können. Damit das Panschen legal erscheint, verbietet die Verordnung zudem Angaben zum Erzeuger oder zur Olivensorte. Die Bezeichnung „Natives Olivenöl Extra aus Italien“ muss demnächst genügen.

„Essig als Wein verkauft“

Man stelle sich vor, es gäbe beim Wein nur noch die höchste Qualitätsstufe den Eiswein. Sagt das Prädikat „Eiswein“ etwas über dessen Qualität? Nein! Es ist eine Abgrenzung zu den anderen Weinsorten bis runter zum Landwein, die sich alle bei der Ernte am Oechsle-Grad orientieren. Welcher Wein am Ende dabei heraus kommt, entscheidet der Winzer mit seinem Geschick. Aus einer durchschnittlichen Traube kann über legale Wege jedoch kein Eiswein werden.
Erinnern Sie sich noch an die Panscherei mit dem Glykolwein? Mitte der 1980er wurden riesige Mengen minderwertigen Weines mit Glykol versetzt, um den Zuckergehalt zu steigern. Alleine durch diese Beimischung belegte die sensorische Prüfung den minderwertigen Weinen eine höhere Qualitätsstufe.

Beim Olivenöl ist einzig und allein der Ölsäuregehalt im Endprodukt maßgebend. Für die Industrie ist dies eine perfekte Ausgangslage. Sie vermengt gute mit schlechten Pressungen so lange, bis der Grenzwert noch eingehalten wird. Zur Kaschierung sind Angaben zur Region oder zur Olivensorte untersagt. Um wieder zum Wein zu kommen: stellen Sie sich vor, in den Regalen der Supermärkte gäbe es nur noch Eiswein. Weder einen Spätburgunder aus Franken noch einen Müller-Thurgau vom Kaiserstuhl. Wären Sie da nicht ein bisschen skeptisch?

Erste Klagen in den USA

In den USA gibt es einen Vorboten auf die Skandalfähigkeit der Lebensmittelkonzerne. Im Heft der MERUM Ausgabe 01-2015, wird darüber berichtet, dass eine Sammelklage gegen die beiden Konzerne DeoLeo (unter anderem Bertolli) und Salov (Filippo Berio und Sagra) eingereicht wurde. Einige Verbraucher hatten „Olive oil extra virgin – imported from Italy“ gekauft und beanstandet. Labortechnische Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass unter anderem raffiniertes Olivenöl beigemischt sein muss.

Die Klage richtet sich auch gegen die Herkunftsbezeichnung „imported from Italy“. Die Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass es sich um eine Mischung verschiedenster Provinzen handeln muss. Es sei daher nicht nachweisbar, ob die Oliven überhaupt alle aus Italien stammen. Der Sammelklage wird gute Chancen eingerechnet, welche wiederum gute Voraussetzungen schafft für Angriffe in Europa. Zu denen muss und wird es zwangsweise kommen.

Im Herbst 2014 hat es in weiten Teilen Italiens die Olivenernte verregnet. Zudem hat ein seltenes Bakterium für den Rest gesorgt. Ein Großteil der Ernte 2014 ist ausgefallen. Ohne Oliven kein Olivenöl. Doch die Industrie ist erfinderisch und muss Ernteausfälle trickreich umgehen. Daher wurden tonnenweise Oliven aus den südlichen Provinzen in den Norden transportiert oder gleich im großen Stil aus Griechenland importiert.

Unterstützen Sie die Petition

Experten schätzen, dass Olivenöl das am meisten von Betrug betroffene Lebensmittel innerhalb der EU ist. Dies hat Conrad Bölicke von der arteFakt Olivenölkampagne dazu bewogen, eine Petition zu starten. Da er mit seiner Firma ebenfalls von der EU-Verordnung betroffen ist, wünscht er sich die Abschaffung dieser Verordnung. Unterstützen Sie als Verbraucher diese Petition. Es geht um unsere Lebensmittel und in der Konsequenz auch um unsere Gesundheit.

Die Industrie könnte einfach und ehrlich ihren Kunden erklären, dass es dieses Jahr nur sehr wenig Olivenöl aus Italien geben wird. Doch so funktionieren Großkonzerne leider nicht. Dort muss das ganze Jahr über die selbe Qualität abrufbar sein. In gewisser Weise erwartet dies der Supermarktkunde auch. Und in gewisser Weise können große Konzerne gar nicht derart flexibel reagieren. Dies rechtfertigt jedoch noch lange keine betrügerischen Methoden.  Noch ein persönlicher Hinweis: ein halber Liter Natives Olivenöl Extra muss mindestens 6 Euro kosten. Günstiger ist diese Qualitätsstufe nicht zu leisten.

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