DSDS – Deutschlands Super Dumme Schüler

Das TV-Programm von heute ist tröge, dumpf, langweilig und vor allem eins: möglichst günstig produziert. Diese billige Art und Weise kann nur dadurch erreicht werden, weil die Darsteller für ein paar lumpige Euro ihr ‚Bestes‘ geben.

Früher hat man hochwertige Schauspieler für hochwertige Sendungen gesucht und bezahlt. Heute holt man die Darsteller direkt von der Straße und bezahlt sie auch dementsprechend. Eine kleine Auswahl:

  • Casting-Shows
    Ob nun Deutschlands nächster Superstar gesucht, oder der neue Dance-Star auserkoren werden soll, das Schema bleibt immer das selbe. Der Sender benötigt nur eine möglichst eindrucksvolle Studiokulisse und zwei oder drei selbsternannte Profis. Der Rest kommt sprichwörtlich von selbst. Tausende wollen Gesangsstar oder Tanzprofi werden. Die selben tausende Teilnehmer sind davon überzeugt, dass dieser Weg am einfachsten über eine TV-Show zu erreichen ist. Dass die meisten dabei nur zu Geldzwecken „verwurstet“ werden, ist für die Teilnehmer wohl egal. Das Wichtige dabei: die unzählige Schaar der Teilnehmer kommt freiwillig und „arbeitet“ auch noch umsonst (vor der Kamera). Sehr beliebt ist diese „Aufstiegschance“ unter Schülern und Arbeitslosen.
  • Real-Life-Formate
    Das Rezept: ein paar Autoren schreiben hanebüchene Storys, teilweise auf Basis von realen Geschehnissen. Ein kleines Produktionsteam filmt mit Handkameras die einfachen „Räuber-und-Gendarme“-Spiele. Als Statisten nutzt man die Gelegenheitskünstler aus dem Hinterdupfinger Landtheater. Diese Laiendarsteller sind zwar willig, liefern aber für das kleine Entgelt auch nur die entsprechend kleine Leistung. Manche Dialoge könnte ein Sprachcomputer auf Basis der Intonation nicht schlechter wiedergeben. Die schauspielerische Leistung hinkt der Aussprache teilweise sogar noch hinterher.
    Ich habe keine Ahnung, wo die Sender bzw. die Produktionsbüros die Darsteller rekrutieren, aber irgendwo muss eine Genfabrik stehen. Ich werde sie noch finden ..
  • Doku-Soaps
    Wieder neu und doch mittlerweile sehr angestaubt ist auch ‚Big Brother‘. Ein paar Menschen werden in ein riesiges bewohnbares Studio gepfercht und müssen dort X Tage (dieses Mal 150 Tage) ausharren. Kontakt nach außen gibt es nicht, ebenso wenig privaten Kram darf man mit in den Container nehmen. Zu hören gibt es Standardunterhaltung unter erwachsenen Menschen – mal mehr mal weniger intelligent. Zu sehen bekommen die TV-Zuschauer das alltägliche Haushaltsleben einer Großkommune – gepaart mit ein paar Spielchen pro Woche. Das ganze ist so spannend wie einem Käse beim Reifen zuzuschauen.
  • Talk-Shows
    Es gibt sie mittlerweile in allen „Geschmacksrichtungen“ und für fast alle Altersklassen. Allerdings wühlt ein maßgebender Prozentsatz dieser Sendungen gern in der Unterwäsche fremder Menschen. Es werden Beziehungsgeschichten geklärt, neu aufgewühlt, für immer begraben oder mal wieder der richtige Vater zum Kind gesucht. Oder es dreht sich um Banalitäten wie Nachbarschaftsstreitigkeiten. Es kommt dann zu solch intellektuellen Auseinandersetzungen wie „Die blöde Kuh soll mich in Ruhe lassen.“ mit der weniger geistvollen Antwort „Die spinnt ja total die alte Ziege.„. In diesen Nachmittagssendungen werden die Verlierer des Lebens regelrecht vorgeführt. Als Publikum winkt die große Schaar der vielen anderen Verlierer.
    Die Reise zum Studio wird bezahlt – und wer fährt nicht mal gern umsonst im ICE nach Hamburg oder Köln. Als Gast hat man alle Privilegien. Man bekommt Schnittchen und was zu trinken. Ein schöner Tagesausflug, eventuell für die ganze Familie, und das für lau.

Und in der Zukunft?
Was erwartet uns im Fernsehen, wenn wir 10 Jahre voraus schauen? Bewerbungssendungen für einen neuen Job bei denen die Bewerber sich beim Schlammcatchen mit ihren Gegner messen müssen? Casting-Shows für 10-Jährige, die dabei frühzeitig um eine Ausbildungsstelle beim entsprechenden Fernsehsender kämpfen können? Oder Sendungen mit Titeln wie „24 Stunden: Hartz4-Empfänger“ und im Abspann der Hinweis „Falls Sie sich ebenfalls gern in dieser Sendungen präsentieren möchten, rufen Sie unsere Redaktion an“.

Unten angekommen!?
Die TV-Sender nähern sich unaufhaltsam dem Niveau ihrer Zuschauer. Mehr als Kellergeschoss geht nicht! Denken Sie? Nicht, wenn das Gebäude 30 Meter in die Tiefe ragt. Auf diesem Niveau ist Fernsehen zwar äußert kostengünstig zu realisieren und zu produzieren. Doch günstig ist hier leider auch billig. Billige TV-Ware hat einen entscheidenen Nachteil: sie verflüchtigt sich sehr schnell. Sie kennt nur den Moment. Nennen Sie doch mal in 30 Sekunden die Gewinner aus den letzten drei DSDS-Staffeln oder spontan die ersten Gewinner der Popstars-Reihe. Und jetzt noch jeweils die Plätze zwei und drei …

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