Die DPA meldete gestern: „Der internationale Sportgerichtshof Cas (Tribunal Arbitral du Sport) hat die vom Eisschnelllauf-Weltverband verhängte Sperre für die deutsche Athletin Claudia Pechstein bestätigt.“ Das Management plant Berufung einzulegen. Frau Pechstein selbst sagte: „Wie man mich ohne Beweis, aufgrund eines einzigen Indizes, das zudem in der Wissenschaft noch sehr umstritten ist, sperren kann, wird mir für immer unbegreiflich bleiben. [..] Ich werde mich jetzt keinesfalls geschlagen geben. Der gerichtliche Weg wird erst dann zu Ende sein, wenn die Gerechtigkeit gesiegt hat„.
Nun, ich bin weder Facharzt noch Richter. Doch eines glaube ich dann doch: wenn bei einem Sportler Verdachtsmomente für ein Doping vorliegen, werden die Behauptungen nicht so einfach aus der Luft gegriffen sein. Denn bei einem Sportverband weiß man ebenso wie bei einem Gerichtshof, dass man nicht nur die Glaubwürdigkeit des angeklagten Sportlers verlieren kann. Der Ruf einer ganzen Branche steht auf dem Spiel, sollte sich wahrlich herausstellen, dass Claudia Pechstein nicht gedopt hat.
Ich erinnere nur an den Fall Jan Ullrich. Der Radprofi behauptete ebenfalls über Jahre, dass er nie gedopt hat. Stets wurden jegliche Vorwürfe bestritten. Jan Ullrich ist so sauber wie der ganze Radsport – und ebenso ehrlich. Anfangs glaubten ihm alle. Und wer seinen persönlichen Zweifel äußerte, wurde sofort als Heuchler und Unmensch abgestempelt. Heute ist die Lage um 180 Grad gedreht. Für Ullrich kam das Aus zum ungünstigsten Zeitpunkt seiner ganzen Radprofikarriere. Bei der Elite angelangt, möchte man als Sportler nicht nur den Ruhm genießen sondern auch finanziell daran teilhaben. Doch Ullrich hatte die Rechnung ohne die Ermittler gemacht.
Bei Claudia Pechstein kam der Karriereknick zu einem ähnlichen Zeitpunkt. Ein Sieg jagte den Nächsten. Auf dem Höhepunkt ihrer sportlichen Tätigkeit kam das jähe Ende. Während der Weltmeisterschaften in Hamar im Februar 2009 wurden bei einem Dopingtest ungewöhnliche Blutwerte festgestellt. Wegen offensichtlich unerlaubtem Blutdoping folgte eine Sperre für 2 Jahre. Dies dürfte das Ende ihrer Karriere beenden. Und eventuell endet ihre sportliche Laufbahn ähnlich deren von Jan Ullrich.
Ob die Sperre wegen dem Blutdoping gerechtfertigt ist, weiß ich ebenso wenig wie ich die Unschuldsbekundung von Frau Pechstein überprüfen kann. Ich kann einen Sportler verstehen, der wegen eines Dopingverdachts gesperrt wird, obwohl er/sie nie gedopt hat. Auf der anderen Seite kann ich mir aber auch die Gerissenheit vorstellen, mit der manchmal im Sport gepokert wird. Solange eine neue neuartige Dopingmethode nichts zweifelsfrei nachgewiesen werden kann, hat man als Sportler ein leichtes Spiel. Man spielt das unschuldige Opfer und hofft darauf, dass die Dopingsubstanz nie oder erst viel später gefunden wird.