Die Love-Parade ist tot – es lebe die Love-Parade

Der 24. Juli 2010 steht mit einem unrühmlichen Ereignis in den Geschichtsbüchern: in einer Massenpanik wurden bei der Love-Parade in Duisburg 21 Menschen zu Tode getrampelt. Bis heute hat sich niemand ernsthaft verantwortlich gezeigt. Der Organisator Rainer Schaller, Besitzer der Fitnesskette McFit, verkündete nach dem Massenunglück das Ende der Love-Parade. Seitdem ist es still geworden um das Techno-Open-Air, welches 1989 zum ersten Mal am Kurfürstendamm statt fand. Doch nun kommt über Facebook eine Wiederbelebung der Love-Parade ins Spiel.

Zwei DJs aus Dänemark, Morten Nielsen und Thomas Møller, haben eine Veranstaltung auf Facebook eröffnet: Love-Parade 2011. Am 23. Juli von 14 Uhr bis 24 Uhr soll auf der „Straße des 17. Juni“ die virtuelle(!?) Veranstaltung statt finden. Es geht den Initiatoren nicht darum, dieses Jahr eine Party zu organisieren. Vielmehr soll man seine Unterstützung ausdrücken. Der Spirit von der Love-Parade darf nicht sterben, schreiben die beiden dänischen Musiker. Doch wenn man sich die Kommentare durchliest, kommt man leicht ins Grübeln, ob alle die virtuelle Veranstaltung richtig verstanden haben.

Die Kommentare reichen von „Endlich wieder in Berlin“ bis zu „Wir kommen auch„. Viele zeigen allerdings auch ihre Zweifel, ob es wirklich eine gute Idee ist, die Love-Parade wieder aufleben zu lassen. Und nicht all zu wenige schreiben, dass es widerlich und pervers ist, an eine neue Love-Parade zu denken. Die 21 Toten waren wohl nicht genug und die Veranstalter sollen sich erst einmal ihrer Verantwortung stellen. Doch wie gesagt, es geht gar nicht darum, dass am 23. Juli auf der Straße des 17. Juni zu lauter Technomusik getanzt wird. Man solle nur seinen offenen Beistand ausdrücken, damit die Love-Parade nicht in Vergessenheit gerät.

Zum aktuellen Zeitpunkt (12.07.2011, 20:30 Uhr) zeigt der Zähler der Veranstaltung folgende Werte:
8.700 Zusagen
4.232 Teilnahme unsicher
14.642 Absagen
und noch 35.785 ausstehende Antworten

Fast doppelt so viele sind also der Meinung, dass die Love-Parade nicht ein weiteres Mal statt finden soll. Somit hätten Morten Nielsen und Thomas Møller wohl nicht das erreicht, was sie mit diesem Aufruf eigentlich wollten: den Spirit der Love-Parade am Leben erhalten. Doch was ist bzw. war der Spirit der Techno-Parade? Es ging bei der Massenveranstaltung schon lange nicht mehr um politische Aussagen oder um den Ausdruck einer Jugendkultur. Es ging ums große Geschäft, um viel Werbung und um noch mehr Kommerz. Wer eine der letzten Love-Paraden besucht hat, musste leider auch den Eindruck gewinnen, dass es eher um das Ziel „wer ist schneller besoffen“ ging. Unter freiem Himmel laute Musik hören, Alkohol trinken und weitere Drogen konsumieren waren die gängige Realität auf der Veranstaltung. Nebenbei wurden Kolonnen von Büschen nieder getrampelt, hektargroße Rasenflächen mit Urin „gedüngt“ und Tonnen von Müll in der Natur fallen gelassen.

Spaß haben war der wahre Spirit der Love-Parade. Und dies kommt auch in etlichen Kommentaren zum Ausdruck. Viele sind der Meinung, ihnen wurde der Spaß genommen. Man wolle wieder tanzen, feiern (= Alkohol trinken) und Spaß haben. Und ein ganzes Jahr lang trauern (um die Toten) wäre dann auch mal wieder genug. Man dürfe und solle die Love-Parade nicht für immer vergessen. Doch genau dies sollte man tun. Und falls man ernsthaft über eine Wiederbelebung der Love-Parade diskutieren möchte, dann bitte nicht unter dem falschen Deckmantel von „keep the Spirit„.

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