Hunde-Kacke auf Berlinerisch: Bello-Dialog

Der Berliner und sein Hund. Geht es nach der Legende, dann ist dies bereits eine jahrhundertealte Beziehung. Berlin ist wohl eine der wenigen europäischen Großstädte,  in der auf jeden 17. Bürger ein Hund kommt. Das riecht man und das hört man. Die Tretmine gehört ebenso zum Berliner Stadtbild wie das permanente Gekläffe. Jetzt hat der Senat einen Bello-Dialog gestartet, um das Zusammenleben von Mensch und Hund zu diskutieren.

Es wimmelt in dieser Stadt von Kötern. Offiziell sind ca. 110.000 Hunde steuerlich registriert. Bei Kontrollen der Ordnungsämter hatte man allerdings festgestellt, dass für 57 Prozent der Hunde gar keine Steuer gezahlt wird. Dies bedeutet, dass in Berlin ca. 240.000 Hunde leben. Viel zu viele wie ich meine. Eine Stadt, und vor allem eine Großstadt sollte kein Wohnort für Tiere sein, welche eigentlich viel Auslauf benötigen. Hunde spielen auch gern mit Artgenossen. Doch auch dies ist im direkten Umfeld mit vielen Menschen nicht so einfach möglich. Und dann sind da noch die Hinterlassenschaften der Tiere, um die sich mancher Besitzer sprichwörtlich einen Scheiß darum kümmert.

Wieso braucht man in der Großstadt einen Hund?

Gern wird von den sozialen Fähigkeiten der Hunde erzählt. Menschen mit Hunden seien angeblich fitter, kommunikativer und lebenslustiger. Mag sein. Doch diese Effekte sind auch bei einer Walking-Gruppe zu erkennen. Wenn ich mir jedoch die Hundchen und Herrchen auf den Berliner Straßen so anschaue, ist von der Fitness, Kommutativität und der Lebenslust im Allgemeinen nicht all zu viel übrig. Oft wird der zersauselte Köter lustlos über den Straßenasphalt gezogen. Oder das widerspenstige Vieh zieht das murrige Herrchen hinter sich her. Tja, wer einen Hund hat, muss jeden Tag raus. Ob die Sonne Blasen wirft oder der Regen bereits von oben in den Schuhe läuft, ein Hund braucht seinen Ausgang.

Wie ergeht es eigentlich einem Hund in einer großen Stadt? Man muss nicht viel Ahnung von Hunden haben, um eines zu erkennen: es ist purer Stress für die Tiere. Es ist laut. Dann zieht Herrchen permanent an der Leine; es herrscht schließlich Leinenzwang. An jeder Ecke lauert „Gefahr“ für einen Hund: Jogger, Radfahrer, Autos, usw. Dann sind da noch die Gerüche der anderen vielen Vierbeiner. Das eigene(!?) Revier muss markiert werden. Und treffen Artgenossen aufeinander, gibt es nicht selten Streit. Vorhersehbar, wenn man als Tier einem permanenten Stress ausgesetzt ist. Und wenn es richtig dumm läuft, beißt ein Hund – aus Verzweiflung – auch mal ein Kind.

Der ideale Wohnort für einen Hund ist eigentlich ein großer Hof . Ein Hof, wo der Hund nicht 22 Stunden auf einer Wolldecke neben dem Sofa kauern und auf den nächsten Freigang warten muss. Ein Hof idealerweise mit großer Wiese, wo er laufen und toben kann. Und jetzt die große Preisfrage an alle Hundebesitzer: Wieso hat der Mensch den Hund (zuvor den Wolf) domestiziert?

Der Bello-Dialog ist so überflüssig wie ein Hundesalon. Wir halten uns keine Wachhunde mehr sondern verhätschelte Kleinkinder in Form von Vierbeinern. Der Dialog, der zwischen Hundebesitzer, Stadtverwaltung und Nichtbesitzer geführt werden soll, bräuchte eigentlich gar nicht geführt werden. Der natürliche Menschenverstand und eine ehrliche Tierliebe sollten den Hundebesitz in einer Großstadt automatisch unterbinden.

Aber nein, statt dessen fordert man weitere Auslaufgebiete und eine höhere Akzeptanz in der Bevölkerung. Ginge es nach dieser Logik, könnte man auch die Rinderhaltung in der Großstadt wieder einführen. Das bisschen Gestank tut keinem weh. In jedem zweiten Hinterhof wird eine quiekende Schweinezucht aufgebaut und morgens kräht der Gockelhahn. Wir schaffen nicht das ideale Wohnumfeld für Menschen sondern denken – mitten in einer Großstadt – erst einmal an die Tiere. Vorzugsweise an jene Tiere, die für eine Stadt reichlich ungeeignet sind.
Wieso müssen es ausgerechnet Hunde sein? Kann sich der Großstädter nicht eine Hauskatze halten, oder Meerschweinchen oder einen Wellensittich? Wieso muss es ausgerechnet jene Tierrasse sein, die eigentlich für einen Spaziergang mit Leine nicht geboren ist?

In anderen Städten zeigt man weitaus weniger Hundeliebe. Vorzeigebeispiel New York. Dort gibt es wohl die härtesten Strafen. Hund nicht an der Leine: 200 Dollar. Hundekacke wird nicht weg geräumt: gewöhnlich 200 Dollar, bis zu 2.000 Dollar. Keine Hundesteuer gezahlt: 200 Dollar. Doch nicht nur die Strafen schrecken ab, auch die vielen Kontrollen. Denn was nutzen scharfe Gesetze, wenn es niemanden interessiert?

Die 12 Berliner Ordnungsämter haben im Jahr 2009 insgesamt 1.301 Verstöße festgestellt. Man braucht nicht viel Phantasie, um die Anzahl aller Kontrollen daraus abzuleiten. Ein Witz für eine Stadt mit geschätzten 240.000 Vierbeinern. Es braucht in Berlin keinen Dialog, es braucht mehr Kontrollen. Und zwar welche die weh tun im Portmonee. Hundeliebe hin oder her. Mit genügend Kontrollen könnte man in dieser Stadt sogar richtig viel Geld einnehmen. Aber da handelt man sich ja den Ärger von 240.000 potentiellen Wählern ein. Wuff!

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2 Kommentare

  1. Sorry, aber der Kommentar mangelt wirklich an Sachkunde.
    Zitat: „Man muss nicht viel Ahnung von Hunden haben, um eines zu erkennen: es ist purer Stress für die Tiere.“ Die daran folgenden Behauptungen sind aus der Luft gegriffen und decken sich nur marginal mit gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Kaum ein Hund sieht Jogger, Radfahrer oder Autos als Bedrohung an.

    Dann wird das Ideal gelobt, wo der hund den ganzen Tag über den Hof tollen kann – nur, oh Wunder, selbst wenn er könnte, würde der hund auch auf dem Bauernhof wahrscheinlich 20 Stunden am Tag bei Herrchen oder frauchen liegen und dösen – erwachsene Hunde haben am Tag nämlich nur ein wenige Stunden dauerndes Aktivitätsbedürfnis (das ist beim Wolf und anderen Raubtieren übrigens nicht anders).
    Ich halte es auch für vermessen, anderen Leuten vorschreiben zu wollen, welches Tier sie als Haustier halten wollen.
    Nach der Logik kommen in diesem Blog Demnächst folgende Vorschläge:
    Angesichts der Parkplatzknappheit: Wozu braucht man in der Großstadt ein großes auto, ein Smart tut es doch auch.
    Angesichts der Wohnungssituation: Wozu brauchen Singles große Wohnungen, 30 qm sind genug.

    Die Freiheit hat als ihre logische Grenze die Freiheit der anderen. (Alphonse Karr)

  2. Betr.: Bello-Dialog

    Es gibt in Berlin viel Tierliebhaber die auch Hunde mögen, denen aber die vielen Hunde und deren Hinterlassenschaften und oft erschreckendes Gebell in Berlin zu viel sind.

    Alle Hunde in der Stadt gehören außerhalb der eigenen Wohnung oder des eigenen Grundstücks des Hundehalters und außerhalb von speziellen Hundeauslaufgebieten immer an die Leine, und zwar an eine kurze Leine (höchstens 2 m entsprechend der Regelung im § 3 Hundegesetz Berlin). Dann gäbe es auch keine Ausreden mehr, dass der Mensch an der anderen Seite der Leine die Entstehung eines Hundehaufens nicht bemerkt habe. So lange auch nur ein Hundehaufen auf öffentlichem Gelände zu sehen ist, sollte die Hundesteuer mindestens verdreifacht werden. Die Hundebesitzer würden dann hoffentlich gegenseitig für Ordnung sorgen, wenn sie richtig zur Kasse gebeten werden. Warum kann Berlin nicht, was New York kann?

    Für die Ermäßigung der Mehrwertsteuer für Hundefutter habe ich ebenfalls kein Verständnis.

    Nachtruhe von 22 bis 6 Uhr: Sie sollte auch für Hundegebell gelten. Unvermeidbarer Lärm ist schon schlimm genug. Von Hundegebell nachts geweckt zu werden muss nicht sein.

    Abschließend noch etwas heiteres: Wo und wie kommt man am sichersten über die Straße?
    – In New York mit einem Kind,
    – in Paris mit einer schönen Frau,
    – in Berlin mit einem Hund.

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