Dubai: willkommen in der Finanzkrise

Hereinspaziert! Auch für gut betuchte Scheichs aus dem Emirat am Persischen Golf ist noch ein Platz frei am großen Tisch. Die Finanzkrise hatte bis jetzt wohl noch nicht alle auf dieser Welt getroffen. Nun ist eben auch noch das reichste Land der Welt an der Runde. Die 68.000 US-Dollar-Millionäre wird es nicht sonderlich freuen, wenn Dubai (Emirat der Vereinigten Arabischen Emirate) kleinere oder größere Finanzprobleme hat. Schließlich machen die 68.000 Millionäre knapp fünf Prozent der Bevölkerung Dubais aus (1,7 Mio. Einwohner).

Ich kann mir ein heimliches Grinsen nicht verkneifen, wenn ich lese, dass das Emirat Dubai Zahlungsaufschub für internationale Kredite verlangt. Wie groß muss das Elend sein, wenn eines der reichsten Länder nahe dem finanziellen Bankrott steht? Zu sehr hat man sich in den letzten Jahren dem Traum hingegeben, man hätte das finanzielle Glück dieser Welt für sich allein gepachtet. Die Scheichs sind schlaue Leute. Schon Mitte der 90er Jahre erkannten sie, dass ihre Ölquellen nicht unerschöpflich sind. So investierten Sie Milliarden ihrer Petrol-Dollars in Immobilienprojekte der Superlative.

Man baute unter anderem

  • das 321 Meter hohe Hotel Burj al Arab in Form eines Segels mit „sieben Sternen“
  • die Emirates Towers, einer der beiden Türme misst 355 Meter
  • das Luxushotel Atlantis Dubai mit 1539 Zimmern, Baukosten ca. 1,8 Mrd. US-Dollar
  • die künstliche Palmeninsel „The Palm Jumeirah“ für gut betuchte Prominente, Baukosten inkl. Infrastruktur ca. 10 Mrd. US-Dollar
  • die künstliche Inselgruppe „The World“ für insgesamt 7,6 Mrd. US-Dollar
  • das höchste Gebäude der Welt, der Burj Dubai mit einer Höhe von 818 m, Baukosten ca. 1,8 Mrd. US-Dollar
  • die Metro Dubai, eine U-Bahn-Linie mit 10 Haltestellen, ca. 5,7 Mrd. Euro
  • und noch vieles mehr

All diese Projekte entstanden in den letzten 10 Jahren. Das Emirat Dubai lebt zum größten Teil vom Tourismus. Doch wenn man touristische Ausrichtung für diese Objekte bedenkt, so kann es gar nicht so viele Wohlhabende auf dieser Welt geben, welche die ganze Zeit in Dubai leben oder nur Urlaub machen möchten. Die Scheichs waren wohl von ihrem eigenen Ehrgeiz und einer überzogenen Realitätsferne besessen. Nun haben sie unerwartet und plötzlich die Quittung dafür kassiert. Größter Geldgeber des Landes ist die Holding-Gesellschaft Dubai World (eine staatseigene Investmentgesellschaft). Die Schulden belaufen sich auf geschätzte 80 Milliarden US-Dollar. Bingo Bongo!

Auch die Scheichs in der Wüste können Geld ebenso wenig fressen wie ihr Erdöl. Wenn man ihn manischer Gier die angesammelten Petrol-Dollars in Luxus-Wohn- und Büroobjekten „verbrennt“ und ständig der Meinung ist, die ganze Finanzwelt dreht sich nur um den kleinen Golfstaat, dann habe ich überhaupt kein Mitleid mit den jetzigen Folgen. Und hoffentlich kommen die Scheichs nicht nur mit einem blauen Auge davon. Auch unter den (ehemaligen) Kameltreibern ist manchmal ein dezenter Stoß Richtung Realität ganz gut.

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