Der ewige K(r)ampf gegen Musik-Piraterie

Das Urheberrecht schützt den Urheber eines Werkes vor illegalen Vervielfältigungen oder Aufführungen. In der Musik- und Filmindustrie macht man diese unerlaubten Handlungen seit Jahren für den rückläufigen Umsatz mit verantwortlich. Dass man diesem Treiben nicht tatenlos zuschauen kann, versteht sich von selbst. Seit Jahren verfolgt die Industrie ein zweites Einnahmeziel: der potentielle Kunde wird auch als potentieller Raubkopierer betrachtet. Auch wenn viele Kunden lieber gern Kopieren statt Kaufen, so ist es wohl grundsätzlich der falsche Weg, den Konsumenten zu stigmatisieren.

Den Vorreiter – oder vielmehr den dummen August – gibt die Constantin-Film AG. Die Constantin-Film wurde zwar erst vor 30 Jahren gegründet, hat jedoch in den letzten Jahren überdurchschnittlich gut von den Verkäufen und Kinobesuchen profitiert. Alle großen deutschen Filme wurden durch die Constantin-Film (mit) produziert und internationale Filme durch sie in Deutschland verliehen: Die unendliche Geschichte, Der Name der Rose, Der bewegte Mann, Der mit dem Wolf tanzt, Das Parfüm oder auch  Der Schuh des Manitu. Wenn also eine Firma keinen Grund zu klagen hätte, dann sicherlich die Constantin-Film AG aus München.

Der große Feind der Rechteverwerter und Produktionsfirmen ist seit einigen Jahren der „Raubkopierer“, also der unehrliche Kunde, der zwar gerne Filme konsumiert, dafür aber nichts bezahlen möchte. Der moderne Kunde möchte zudem den Wunschfilm jederzeit und überall betrachten können – und dies mit möglichst geringem technischen Aufwand.
In der Musik- und Filmindustrie hat man zwar bereits vor Jahren die Digitalkopie für sich entdeckt, jedoch das Konzept stets kompliziert gehalten. Anfangen von DRM (Digital Rights Management) bis hin zu komplexen Download-Portalen, wo der Bestellvorgang mehr Zeit beansprucht als der Film an Spiellänge dauern würde. Auf komplett verlorenem Posten sehen sich seit Jahren die Videotheken. Ungenügende Auswahl kombiniert mit dem Aufwand des Ausleihens gleicht in der heutigen digitalen Welt dem Aussterben eines Dinosauriers aus der Steinzeit.

In der Kreativbranche hat man entdeckt, dass man mit dem Klagen gegen illegale Downloads, stellenweise mehr oder gleich viel Geld verdienen kann, wie durch den regulären Verkauf. Dies ist insofern pervers, weil man damit den Kunden zum Feind erklärt. Statt innovative Lösungen zu entwickeln, reizt man lieber das deutsche Rechtesystem bis zur Maximalgrenze aus und erreicht auf politischer Ebene, dass sogar Provider zu Hilfssheriffs degradiert werden.
Um den ehrlichen Konsumenten entsprechend zu provozieren, sendet man im Kino gern einen Spot über „Raubkopierer“.  Der Kinobesucher, der soeben eine Eintrittskarte gekauft hat, wird im Spot über die illegale Straftat des Downloads aufgeklärt. Perverser kann man die eigene Kundschaft nicht mehr behandeln.

Mehr als 5 Jahre alt ist ein Spot, welchen die halbe Nation kennt: „Wann kommt Papa raus“, fragt ein kleines Kind nach einem Geburtstagslied seine Mutter vor den Gitterstäben einer Strafvollzugsanstalt. Diese antwortet: „Noch viermal singen„. Da muss ein Update her, dachte man sich bei der GVU (Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen). Hier schließt sich der Kreis zur Constantin-Film, welche zusammen mit der GVU in einem Wettbewerb den „Antipiraterie-Spot 2012“ sucht.
Das ganze soll hipp wirken und man hofft wohl darauf, dass die Zielgruppe(?) sich stärker für das Thema Musik- und Filmpiraterie engagiert.

„Raubkopieren“ ist kein Kavaliersdelikt. Ohne Zweifel. Man gewinnt allerdings den Eindruck, die GVU und ihre „heiligen“ Mitglieder setzen einen illegalen Download mit der unternehmerischen Handlung eines Betruges gleich. Zumindest wenn man sich die Abmahnkosten von 1.000 Euro und aufwärts betrachtet. Eine Geschwindigkeitsüberschreitung innerorts um 70 km/h ist günstiger zu haben.
Der Film- und Musikbranche fehlt es an kreativen Ideen, wie man das tröge Material an den Kunden bringt.  Vielleicht fehlt auch ein universelles und einfaches Micro-Pay-System. Auf alle fehlt der unternehmerische Geist, sich der digitalen Zukunft hin zu wenden. Noch immer ist die Branche davon getrieben, man könnte etwas verlieren, wenn man einmalig einen Film für einen Euro verkaufen würde. Schnell und einfach bezahlt, schnell und einfach herunter geladen, einfach und überall konsumiert. In Ansätzen ist dieses Modell bereits vorhanden. Doch „dank“ diverser Verwertungsgesellschaften und Rechteinhaber ist eine einfache Lösung in Deutschland nicht möglich. Also sucht sich der Konsument weiterhin den für ihn einfachsten Weg. Egal wie der neue Spot zur Antipiraterie auch immer aussehen mag, freuen darauf dürfen sich in erster Linie die Kinobesucher. Wie schön.

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2 Kommentare

  1. Dazu hätt ich auch mal einen netten Filmbeitrag im angebot.
    Wenn der von mir wäre oder wenn ich in der lage wäre selber einen zu basteln würd ich den oder sowas in der Richtung glatt als Kandidaten für den Abmahnspot 2012 einsenden 😀

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